Journalistenpreis - Private Equity 2018/19

Die Anlageklasse Private Equity

Private Equity als eigene Anlageklasse des Kapitalmarkts bedeutet Investitionen in die Finanzierung nicht börsennotierter Unternehmen mit Eigenkapital.

Private steht dabei für den „nicht öffentlichen“ Charakter der Anlageklasse Private Equity. Das Gegenstück bildet das sogenannte Public Equity, also die Finanzierung über Eigenkapital, das an öffentlichen Börsen in Form von Aktienkapital aufgenommen wird.

Equity unterstreicht den Eigenkapitalcharakter von Private Equity. Eigenkapital nimmt uneingeschränkt am Gewinn oder Verlust eines Unternehmens teil.

Private Equity –
Unmittelbare Beteiligung an der Quelle der Wertschöpfung

Entgeltliche Wertschöpfung findet in einer Marktwirtschaft ausschließlich in Unternehmen statt. Alle Arbeits- und Kapitaleinkommen (Löhne, Zinsen, Dividenden) haben ihren Ursprung im funktionierenden Wertschöpfungsprozess der Unternehmen einer Volkswirtschaft.

Graphik „Wirtschaftkreislauf“

Wem auch immer der Anleger sein Kapital anvertraut, ob Versicherung, Bank oder Fondsgesellschaft, alle müssen, um das Kapital nachhaltig vermehren zu können, dieses indirekt oder direkt in den unternehmerischen Wertschöpfungsprozess einbringen. Dies gilt im übertragenen Sinn auch für den Staat als Emittenten von Kapitalanlagen (z.B. Bundeswertpapiere, „Schatzbriefe“), denn die Finanzierung der Zinszahlungen erfolgt de facto aus Ertragssteuern (Lohnsteuer, Unternehmenssteuern), die von Unternehmen oder den dort Beschäftigten abgeführt werden müssen, oder der Besteuerung des von Unternehmen beim Verkauf realisierten Mehrwerts („Mehrwertsteuer“).

Private Equity ist die Investition an der Quelle der Wertschöpfung, die die unmittelbare Beteiligung am Wertschöpfungsprozess der Unternehmen sicherstellt. Deshalb ist mit Private Equity langfristig die höchste Renditeerwartung aller Anlageklassen verbunden.

Rendite der Anlageklasse Private Equity

Die durchschnittliche jährliche Rendite von Private Equity gehört wegen der unmittelbaren Beteiligung an der Quelle der Wertschöpfung regelmäßig zu den Anlageformen mit der höchsten Rendite und liegt – längerfristig gesehen – beträchtlich über den durchschnittlichen jährlichen Beträgen, die mit Aktienanlagen zu erzielen sind.

Graphik „Renditen verschiedener Anlageklassen im Vergleich

Renditen verschiedener Anlageklassen im Vergleich (jeweils nach Gebühren)
Quelle: Cambridge Associates LLC für Private-Equity-Dachfonds, Immobilien (Real Estate Index) sowie Aktien weltweit und Aktien Europa auf Basis des MSCI World net und MSCI Europe net. Renditen der Private-Equity-Dachfonds sowie der immobilien sind kumulierte Internal Rate of Return (IRR) Berechnungen, nach Gebühren, Aufwendungen und Zinsen. Öffentliche MSCI Indizes sind nach dem durchschittlichen, jährlichen Compounded Return (AACR) berechnet. Aufgrund der grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden Berechnungen wird der direkte Vergleich nicht empfohlen. Für Spareinlagen: Deutsche Bundesbank, Zinssätze für Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist.
Alle Werte sind zum Stichtag 30.09.2018 angegeben.

Private Equity Investoren

Im anglosächsischen Raum sind Pensionsfonds die bedeutendste Investitionsgruppe. In Österreich und Deutschland investieren vor allem Unternehmen, Banken und wohlhabende Privatanleger in Private Equity Fonds. Da Private Equity ein langfristiges Investment ist, zeigt sich der Erfolg der Investitionsstrategien oft erst nach vielen Jahren. Die Private Equity Fonds haben jedoch über mehrere wirtschaftliche Zyklen hinweg bewiesen, dass sie Unternehmen erfolgreich entwickeln und Rendite erzielen können. Dies macht Private Equity zu einer attraktiven Anlageoption für Lebensversicherer, Pensionsfonds, sonstige Vorsorgeeinrichtungen und private Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont.


Graphik „Yale-Portfolioaufteilung“

Portfolioaufteilung Yale Universität
Quelle: Yale Investments Office 2019; Yale Endowment Update 2018 (Positionen gerundet)

Grundsätzliche Beteiligungsformen

Investoren, die sich am Eigenkapital von Unternehmen beteiligen wollen, stehen grundsätzlich drei Beteiligungsformen zur Verfügung:

  • die direkte Beteiligung an einem Unternehmen (Direktinvestition)
  • die Beteiligung an einem Fonds, der sich an mehreren Unternehmen beteiligt (Private Equity Fonds)
  • die Beteiligung an einem Dachfonds, der sich wiederum an mehreren Fonds beteiligt (Private Equity Dachfonds)

Wesentlichstes Unterscheidungskriterium dieser Beteiligungsformen ist der Grad der Diversifikation (Streuung), d.h. auf welche Anzahl von Unternehmen die Einlage verteilt wird.

Graphik „Anlagesicherheit-Eintrittswahrscheinlichkeit“

Private Equity – Die Teilsegmente

Oftmals wird Private Equity auf einen seiner Teilbereiche reduziert: das sogenannte Venture Capital, bei dem jungen Unternehmen Geld zur Entwicklung neuer Technologien oder neuer Geschäftsmodelle zur Verfügung gestellt wird. Viel häufiger werden mit Private Equity aber Geschäftsmodelle finanziert, die weniger riskant und krisenresistenter sind. Auch in Krisenzeiten werden Eltern nämlich Autositze für ihre Kinder erwerben (der Hersteller Britax wurde über den Fonds Carlyle finanziert) oder sind Kräne (Maxim Crane Works, Platinum) für die Baubranche unverzichtbar.

Man unterscheidet folgende Finanzierungsphasen bzw. Finanzierungsanlässe:

Growth / Expansion Finanzierungen

Growth Capital und Expansion Capital werden synonym verwandt und bezeichnen Kapital, das einem Unternehmen für das weitere Wachstum bereitgestellt wird.

Das Kapital wird in der Regel etablierten Unternehmen zur Verfügung gestellt, die dieses zur Finanzierung von zusätzlichen Produktionskapazitäten, zur Produktdiversifizierung oder Marktausweitung nutzen.

Later Stage / Buyout

Bei Later Stage / Buyout Finanzierungen handelt es sich um die Investition in etablierte Unternehmen.

Bei einem Management-Buyout (MBO) handelt es sich um eine Unternehmensübernahme, bei der das bereits im Unternehmen tätige Management neben einem Private Equity Finanzinvestor Anteile am Eigenkapital des Unternehmens erwirbt und damit auch Eigentümerrechte ausüben kann. Durch die unmittelbare Teilnahme an Gewinn und Verlust steigt die Motivation des „Unternehmer-Managers“, sich für eine erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens einzusetzen, und damit die Chance für den Finanzinvestor, eine hohe Rendite zu erzielen.

Umgekehrt handelt es sich beim Management-Buyin (MBI) um die Übernahme von Geschäftsanteilen eines Unternehmens durch ein neues, von außen kommendes Management, das ebenfalls durch die unmittelbare Teilhabe am Gewinn und Verlust in besonderem Maße motiviert wird.

Special Situations / Turnaround

Auch grundsätzlich gesunde Unternehmen können aufgrund eines einmalig negativen Ereignisses in eine Situation geraten, die eine Restrukturierung oder eine strategische Neuausrichtung notwendig machen. Dies erfordert spezielles Management Know-How und ggfs. zusätzliches, externes Kapital.

Private Equity Gesellschaften, die sich auf Turnaround Situationen konzentrieren, können mit ihrer besonderen Expertise in diesem Bereich das Unternehmen nachhaltig stärken.